Konzerte für Babys und Kleinkinder

Naomi Nakayama, Regula Schwarzenbach, Dominik Burger, Letizia Fiorenza und Bernhard Göttert (v. l.) bilden das Miam-Ensemble. Foto: Renato Bagattini

Kindgerecht dargebracht, kann ein Musikvortrag selbst für die Allerkleinsten ein Genuss sein. Ein Ensemble aus Uster will dazu jetzt den Beweis antreten.

Von Anne Suter

Uster – Eltern, Grosseltern, Gotten und Götti können ein Lied davon singen: Ein Konzertbesuch mit einem Kind unter 4 Jahren ist für alle Beteiligten stressig. Schliesslich können die Kleinen kaum länger als ein paar Minuten still sitzen. Bei den Konzerten der Reihe Miam müssen sie dies auch gar nicht. Das Publikum sitzt auf einem grossen roten Teppich; die Musiker bilden einen Kreis darum herum. Vor der Tür des Konzertraums werden die Begleitpersonen instruiert: Jedes Kind darf auf seine eigene Weise auf die Musik reagieren, sei es mit Bewegungen oder auch mit Tönen. Die Erwachsenen sollen ruhig dasitzen und zuhören, den Kindern ein Vorbild sein.

Die Ustermer Sängerin Letizia Fiorenza hat bereits Erfahrung mit Musikvorträgen für Babys und Kleinkinder. «In Rom, wo es solche Konzerte schon seit längerer Zeit gibt, schwatzten und fotografierten die Mütter am Anfang fröhlich drauflos», erzählt sie lachend, «hier wird das weniger ein Problem sein.» In der italienischen Hauptstadt hat Fiorenza ihre Ausbildung in Music Learning Theory absolviert, ebenso die Flötistin Regula Schwarzenbach aus Gibswil, die das Projekt, das jetzt in Uster vorgeführt wird, mitinitiiert hat.

Besonders offene Ohren
Die vom US-amerikanischen Kontrabassisten Edwin Elias Gordon in den 60er- und 70er-Jahren entwickelte Theorie basiert darauf, dass Kinder bis zum Alter von etwa 6 Jahren besonders offene Ohren haben. Bekommen sie in dieser Zeit abwechslungsreiche, komplexe Musik zu hören, sind sie später zu einer differenzierteren Wahrnehmung fähig. Sie erkennen etwa Struktur, Form und Ablauf eines Musikstücks.

Letizia Fiorenza vergleicht die Art, wie bei den Miam-Konzerten Musik vermittelt wird, mit dem natürlichen Spracherwerb eines Kindes. Es lernt das Sprechen nicht durch Beibringen, sondern durch das ständige Hören der Sprache. Als Mutter oder Vater spricht man am Anfang ja auch nicht mit einem eingeschränkten Wortschatz und nur im Infinitiv zum Kind, sondern (fast) ganz normal. Ähnlich lernen die Kinder in den Konzerten durchs Dabeisein und durchs Zuhören.

Musik – ohne Worte
In Uster finden die Miam-Konzerte jeweils zweimal hintereinander statt: erst für Kinder im Alter von 0 bis 24 Monaten, dann für 2- bis 3-Jährige. Die Musikerinnen und Musiker spielen ein- bis zweiminütige Stücke aus Klassik, Folk und Jazz, unter anderem von Johannes Brahms, Franz Liszt, Anton Webern, Benjamin Britten, Hajime Okumura und Miles Davies.

Dass die ebenfalls zum Programm gehörenden Volkslieder ohne Worte gesungen werden und dass zwischen den einzelnen Werken nicht gesprochen wird, ist für Letizia Fiorenza zentral. «Sonst geht die ganze Aufmerksamkeit sogleich zur Sprache – und das möchten wir verhindern.» Was allerdings keineswegs heissen will, dass das Konzerterlebnis nicht auch einen Einfluss auf das Sprechen des Kindes, ja gar auf sein ganzes Denken hätte.

Miam-Konzerte, Uster, Blackbox, Schulhaus Oberuster, Aathalstrasse 31; Donnerstag, 2. Februar, 9.15 Uhr (für 0 bis 24 Monate alte Kinder), 10.15 Uhr (für 2 bis 3 Jahre alte Kinder); Eintritt: Erwachsene 10 Franken, Kinder 5 Franken.

Naomi Nakayama, Regula Schwarzenbach, Dominik Burger, Letizia Fiorenza und Bernhard Göttert (v. l.) bilden das Miam-Ensemble. Foto: Renato Bagattini

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